Einer der
visionärsten Musiker und
renommiertesten Klangbildner unserer Zeit lebt und arbeitet in
Billstedt! Und kaum jemand nimmt davon Kenntnis. Vor kurzem hat Ferdinand Försch für
sein „Klanghaus“ in der Berzeliusstraße die Kündigung bekommen und weiß jetzt
nicht mehr wohin mit sich und seinen Musikinstrumenten.
Wollte man
Vergleiche mit heute anerkannten Künstlern anstellen, müssten Namen wie Vincent
van Gogh fallen, dessen Kunst zu
Lebzeiten auch nur schwerlich anerkannt war. Oder ganz banal die Beatles.
Die Vergleiche hinken vielleicht ein bisschen, aber als die erste Schallplatte
der Beatles über den Äther der Öffentlichkeit vorgestellt wurde, kamen
Vergleiche mit Urwaldklängen auf. Heute gelten die Fab Four als größten
Komponisten nach Beethoven, Bach und Bartholdy. Von Mozart ganz zu Schweigen.
„Natürlich
könnte ich alle Instrumente
auseinanderbauen und in einen großen Container stellen,“ versuchte
Ferdinand Försch seiner misslichen Lage mit Galgenhumor entgegenzuwirken, „aber
dann sind sie tot. Und ob ich die Instrumente danach noch einmal zum Leben
erwecken kann, bezweifle ich.“
Schon drei
Jahrzehnte lang realisiert Försch seine Vision von bildender Kunst und Musik.
In seinem Klanghaus, das er 1997 bezog und zwischenzeitlich sogar Vorzeige-Objekt
der Hamburger Kulturbehörde war, entstanden Klangskulpturen, Klangbilder und
Instrumente, die bei entsprechend finanzieller Staffage jeden Raum und sei
dieser noch so klein, zu unermesslicher Volumina verhilft. Egal, ob auf dem
Instrument gespielt oder es „nur“ betrachtet wird.
Klang und
Stille, Transparenz und Komplexität, Grenzüberschreitung und Transformation –
dies sind nur einige Begriffe und Bereiche, wie Ferdinand Försch seine Arbeit
selbst kennzeichnet. Töne werden zu Objekten und Objekte zu Tönen. Wer ihm
beim Spielen zuhört, verfällt in einen Klangrausch. Jeder Ton klingt
intensiver, jedes mit geschlossenen Augen betrachtete Bild
kontrastreicher.
Ferdinand
Försch studierte von 1972 bis 1980
Komposition, Perkussion (Schlagzeug) und elektronische Musik in Würzburg und
Stuttgart. Doch nachdem er 1982 den amerikanischen Avantgarde-Komponisten John
Cage kennenlernte, „brauchte ich meine erlernten Noten nicht mehr,“ so Försch.
Er entdeckte danach die Klangvielfalt auf Schrottplätzen! Baute aus Altmetall
Schlagzeuge und perfektionierte über Jahre hinweg so sein Instrumentenbau.
Später allerdings mehr mit Edelstahl.
Im
Hochparterre befindet sich der „Konzertsaal“. Leider nur für 50 Zuschauer.
Leider deshalb, weil ihm Dana Horáková, Journalistin und von 2002 bis 2004
parteilose Kultursenatorin in Hamburg, die Subvention strich. Begründung: Es
passen keine 70! Zuschauer in seinen „Saal“! 4500 Euro im Jahr bekam er damals
für 12 Veranstaltungen. Danach gab Ferdinand Försch in seinem Klanghaus nur
noch Workshops, Konzerte für Schulklassen und für Behinderte, die allesamt auch
mit den Instrumenten musizieren durften.
Ferdinand
Försch führte mir vor, was mit seinen Kunstwerken musikalisch möglich ist und
interessierten Zuhörern danach verwehrt blieb. Wer nicht völlig emotionslos
ist, dem verschlägt es die Sprache. Und wer nach der Vorführung doch nicht
sprachlos ist, dem versagt spätestens ein Stockwerk höher die Stimme. Dort
befinden sich die Ausstellungsräume für die einmaligen Musikinstrumente. „Bei diesen
Geräten geht es übrigens nicht darum, wie
darauf gespielt wird,“ erklärt mir der Klangkünstler, „sondern was alles damit angestellt werden kann.“
Kalt ist es.
„Im Sommer und Winter wird es hier nie wärmer als 17 Grad,“ erzählt er mit
einem Augenzwinkern, „obwohl es ja „Warmmiete“ heißt.“ Alles erinnert ein wenig
an „La Bohème“. Die Heizkosten kann er kaum aufbringen, aber beklagen will er
sich nicht. Bis September 2014 kann er noch bleiben, obwohl sein Vertrag bis
Dezember 2014 läuft. Er ist dem Vermieter entgegengekommen. Warum der Vertrag
nicht verlängert wurde, weiß er nicht, und wie es weitergehen soll, weiß er
auch nicht. Zu viele Instrumente, zu wenig Geld, keine Räume mehr.
2014 hat er
ein Engagement am Thalia-Theater. Auch geht er mit dem Theater auf Tournee. Das
wird ihn über Wasser halten, aber bezahlbaren Raum hat er dadurch immer noch
nicht. 200 Quadratmeter für den handelsüblichen Preis könnte er bezahlen, er
braucht aber 600 qm mehr, mindestens. Besser wären insgesamt 1000 qm.
Wahrscheinlich wird Billstedt diesen begnadeten Künstler verlieren. Es wäre
schade. Mike Neschki
Seit dem Ferdinand Försch weiß, das er in der Berzeliusstraße raus muß,seit dem kämpfe ich da für, das er irgend wo im Bezirk Mitte unter kommen kann !! Der Regionalausschuß Billstedt hat ihm Unterstützung zu gesagt, aber können ihm nicht versprechen !! Die Kulturbehörde hat ihm Unterstützung zu gesagt, mehr aber auch nicht !! Es ist ein Spießruten laufen, nicht mehr, nicht weniger !! Wem habe ich alles auf die Füße getreten, da mit ihm geholfen wird ?? Bis heute sind wir kein Stück weiter, und wenn das ein trifft, was da oben geschrieben steht, dann müßte man den Bezirk Mitte in den Hintern treten !!
AntwortenLöschenErich Heeder - Stadtteilkünstler